Interview mit Gerald Geisler 2013


Um das Interview mit einer Standardfrage einzuleiten: was würdest Du als die positiven und negativen Momente der vergangenen Saison bezeichnen?

Eine besonders erhebende Erfahrung waren natürlich die tollen Erfolge von Sanjii und das damit verbundene lange ersehnte Black Type: beginnend mit seinem Listensieg am 6. Mai, über den dritten Platz im Sommer im Listenrennen und zum Abschluss dem dritten Platz im Herbst im Grupperennen, mit dem er unsere Hoffnungen für die kommende Saison genährt hat, weil er da zeigen konnte, dass mit etwas Fortune, auch ein Sieg auf dieser Ebene nicht unmöglich sein muss.
Positiv ist des weiteren naturgemäß die mit 22 vollen Erfolgen höchste Sieganzahl in meiner bisherigen Laufbahn und die damit verbundene höchste Gesamtgewinnsumme. Nicht unerwähnt darf die für mich hervorragend verlaufene Große Woche mit drei Siegen und dem damit verbundenen 2. Platz in der Meetingswertung, bleiben.
Gerade bei der Gewinnsumme wäre aber noch eine Verbesserung wünschenswert, die Besitzer sollen schließlich nicht das Gefühl bekommen, dass sich ein Engagement im Rennsport nicht trägt, bzw. nur durch fortgesetztes "Draufzahlen" längerfristig möglich ist. Die Rennpreise in Deutschland sind so einem Unternehmen bisher nicht vollends günstig gewesen. Diesbezüglich soll es allerdings bereits in der Saison 2013 mit den Rennpreiserhöhungen in vielen dreijährig sieglosen Rennen eine Verbesserung geben, eine weitere Aufstockung ist für 2014 zu erhoffen und zu erwarten.

Trotz der unmittelbaren Nähe zu Frankreich ist Dein Engagement jenseits der Grenze bisher eher zurückhaltend geblieben.

Frankreich ist und bleibt ein eigenes Pflaster. Wir haben nach wie vor wenig französische Inländer im Stall, was die Startmöglichkeiten natürlich nicht unerheblich eingrenzt. Größere Investitionen in eine Handicap-Marke wollen einige Besitzer verständlicherweise nicht auf sich nehmen und ziehen daher Starts auf deutschen Bahnen vor. Zudem machen große Felder und die damit verbundenen Ausscheidungen die Planung schwierig. Abgesehen von diesen Widrigkeiten ist ein verstärktes Engagement in Frankreich natürlich nach wie vor mein Ziel. Um dort Geld zu verdienen, bedarf es nach meiner Einschätzung, Pferde mit mindestens einem GAG von 65, besser 70 Kilo. Davon hab ich heuer erstmal mehrere im Stall.

Lassen sich jetzt schon Aussagen über die Stallstruktur, mit der Du in die kommende Saison gehen wirst, machen?

Ich werde mit etwa 12 Zweijährigen, alle mit interessanter Abstammung, gutem Exterieur und tollen Bewegungen in die Saison gehen. Soviel Potential, sowohl was Qualität als auch Quantität betrifft, stand mir bisher noch nicht zur Verfügung. Zum jetzigen Zeitpunkt plane ich darüber hinaus mit sechs Dreijährigen. In dieser Alterskategorie ist es aber generell nicht leicht gegen die größeren Ställe zu punkten, zumal im Vergleich zu vor zehn Jahren weniger 3jährig Sieglosenrennen angeboten werden. Komplettiert wird der Stall von einigen interessanten vierjährig Sieglosen und einigen Handicappern, die noch über freies Potential verfügen sollten.

Du giltst nicht unbedingt als Trainer, der über eine hervorstechende Stärke im Herausbringen von Zweijährigen verfügt. Was sagst Du zu der Einschätzung?

Es stimmt, dass ich bei den Zweijährigen, allein schon was die Anzahl der jeweils bei mir im Training stehenden Pferde angeht, bisher immer etwas schwach aufgestellt war. Das Gros der bisher von mir betreuten Pferde waren bzw. sind schon von der Abstammung her keine frühen Pferde. Areion-, Big Shuffle-, Lord of England- etc. Nachfahren, d.h. die typischen frühen Pferde, waren bei mir immer sehr spärlich gesät. Zudem ist es einfach so, dass ich die Pferde gerne längerfristig gesund halten und auswachsen lassen möchte; deswegen bin ich eher jemand, der den Pferden lieber zuviel Zeit lässt als dass ich riskiere, sie zu früh und auf Kosten möglicher Folgeschäden in den Rennbetrieb zu schicken.

Wo siehst Du Dich in einigen Jahren bzw. hast Du Pläne für größere Veränderungen in den nächsten Jahren?

Ich habe mich in den letzten Jahren, trotz gelegentlicher Rückschläge, bei fast allen relevanten Parametern (Sieganzahl, Gewinnsumme, Größe des Rennstalles, etc.) stetig weiterentwickelt. Die bisherigen Ortsveränderungen und zuletzt der Stallwechsel, haben sich, auch wenn das nicht immer so eine "g'mahte Wies'n" war, wie es im Nachhinein vielleicht scheinen mag, weiter gebracht. Dieses Jahr soll, als logischer nächster Schritt meiner entwicklung, der absolute Durchbruch gelingen. Sowohl bei den Pferden, als auch beim Personal wurde aufgestockt. Klar, dass ich also unter den derzeit für mich optimalen und vielversprechenden Bedingungen so unmittelbar keine gröberen Veränderungen plane.
Wenn ich ein für mich längerfristig zufriedenstellendes Level in Zahlen zu beschreiben hätte, dann würde ich etwa 15 bis 20 Zweijährige - bei insgesamt etwa 55-60 Pferden pro Jahr, ein Aboplatz unter den Top Ten und immer zwischen 200.000 und 300.000 Euro Gewinnsumme als Optimalzustand bezeichnen. Dazu ständig eine Handvoll Pferde mit Black Type Potential im Training, das wäre mein Traum.

Nach welchen Kriterien werden die Pferde ausgesucht, die das Laufband bzw.die Wasserbehandlung nutzen und wie lange dauert die jeweilige Behandlung. Kann bei diesem Gerät auch den Winkel verändern werden um eine Berauflaufbewegung zu simulieren?

Wir haben im letzten Jahr mit dem Aquatrainer als Trainingsunterstützung gerade im Bereich der Mitteldistanzpferde sehr erfolgreich agiert und planen, in Zukunft den Aquatrainer vermehrt auch für Steher einsetzen. Wichtig ist mir zu erwähnen, dass wir die Anlage als alternative und zusätzliche Trainingseinheit sehen, nicht unbedingt zu Rehazwecken.

Gibt es, von den schon etablierten und erfolgreichen Pferden jetzt einmal abgesehen, Kandidaten, die in der kommende Saison für Überraschungen gut sein könnten, bzw. die es sich im Auge zu behalten lohnt?

Ich möchte zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Pferde besonders hervorheben; dafür ist es noch zu früh und die Gefahr, sich ins Fettnäpfchen zu setzen, zu groß. Zudem möchte ich auch die anstehende Stallpoule nicht durch mein Urteil beeinflussen.

Welche konkreten Ziele steckst Du Dir für die kommende Saison bzw. was erwartest Du Dir von deren Verlauf?

Als Ziel setze ich mir etwa 30 Siege bei einer Gewinnsumme von 200.000 Euro; zudem würde ich gern an den Top Ten im Trainerchampionat anklopfen. Mit meinen ersten Siegen in Frankreich und bei den Zweijährigen hätte ich selbstverständlich auch eine Menge Freude. Den Verlauf der Saison erwarte ich so ähnlich wie in den letzten Jahren: einige Siege im Frühjahr, im Sommer ein kurzes Loch und ab der großen Woche wird dann wieder voll durchgestartet. Die Pferde sind bei mir traditionell immer erst ab dem Hochsommer richtig auf Touren gekommen.

Starter


Sonntag, 24. März
Nancy
3.R.
Vizindi
8.
Kontakt: An der Rennbahn 8-9, 76473 Iffezheim | Tel: +49/(0)176/ 205 70 115 | Email: gerald.geisler@gmx.de